Jahrelang ist nichts passiert, alles läuft glatt, man gilt als krisensicheres Unternehmen. Und natürlich hofft man, dass es so bleibt. Doch wir tun gut daran, uns für schwierige Phasen zu wappnen. In Krisenzeiten kommunikativ gut vorbereitet zu sein, ist durchaus machbar – braucht aber gute Planung und entsprechend viel Zeit.
Jede Krise birgt die Gefahr des Reputationsverlustes – bei Kunden, in der Öffentlichkeit, bei den Anlegern, aber vor allem auch bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Egal ob Stellenabbau, Arbeitsunfall, Produktrückruf oder handfester Skandal – standardisierte Prozesse und klare Verantwortlichkeiten helfen, schnell und richtig zu kommunizieren. Dafür sollte auch die interne Kommunikation ein fester Bestandteil der Krisenkommunikation sein. Sie kann sogar in den Lead gehen und den Prozess der Vorbereitung anschieben. Das Ergebnis mündet in der Regel in einem Handbuch zur Krisenkommunikation, mit dem man im Eifer des Gefechts die Orientierung behält.
Unser 10-Punkte-Plan für vorausschauende Planung:
- Identifizieren Sie im Team die Szenarien, die in Ihrem Unternehmen als Krisenfall definiert werden können. Dabei gilt es, sich erst einmal dem Begriff der Krise zu nähern und anhand der Definition die Fälle durchzuspielen. Die Bandbreite ist sehr groß.
- Identifizieren Sie die wichtigsten internen Stakeholder und ihre Erreichbarkeit. Leiten Sie daraus die Kanäle ab, die im Ernstfall bespielt werden müssten und die entsprechenden Maßnahmen.
- Wissen ist machtvoll – Mitarbeitende müssen mindestens genauso viel wissen, wie externe Stakeholder, nur früher. Das ist meist jedem klar, in der Praxis haut es aber dann doch nicht hin. Die Informationskette muss im Handbuch festgeschrieben werden und die Mitarbeitenden müssen – bis auf begründete Ausnahmen wie Ad-hoc-Mitteilungen – vor den Externen stehen.
- Bereiten Sie für jeden identifizierten Krisenfall einen Entwurf vor, den Sie im Ernstfall aus dem Hut ziehen. Egal, ob Bewegtbilder, Veröffentlichungen oder Statements – Sie haben etwas in der Hand, mit dem Sie schnell agieren und die relevanten Kanäle befüllen können.
- Legen Sie – natürlich in Abstimmung mit der Unternehmensleitung – Zuständigkeiten fest und etablieren Sie einen Krisenstab, der im Fall der Fälle zusammenkommt. Stellen Sie sicher, dass die IK mit am Tisch sitzt.
- Führungskräfte sind wichtige Schnittstellen – natürlich auch im Krisenfall. Sie müssen sensibilisiert und befähigt werden, damit sie in der Krise sicher agieren und kommunizieren können.
- Auch deshalb ergibt es Sinn, den kommunikativen Ernstfall regelmäßig durchzuspielen – wie ein Probealarm. Dann weiß jeder, was wann zu tun ist, auch wenn ordentlich Druck auf dem Kessel ist.
- Schaffen Sie Räume und Formate für den internen Dialog. Wenn Sie ein Social Intranet haben, sollte jemand da sein, der Antworten geben kann und darf. Auch ein zentraler Konferenzraum kann als „Infopoint“ personell besetzt sein, damit jeder und jede dort Fragen loswerden kann und bestenfalls Antworten bekommt.
- Nach der Krise ist vor der Krise: Schauen Sie kritisch auf alle Abläufe. Was war gut, was kann beim nächsten Mal besser laufen? Passen Sie das Handbuch daraufhin an und sorgen Sie dafür, dass die Veränderungen allen aktiv Beteiligten bekannt sind.
- Auch wenn der Wirbel um das Krisenthema dann verebbt ist, sollten Sie die Kolleginnen und Kollegen noch in irgendeiner Form informieren. Gibt es Themen, die daraus resultieren? Wie wird intern weiter damit umgegangen? Im besten Fall ist die Krise eine Chance, in der die Belegschaft noch enger zusammenrückt – vorausgesetzt, sie wird von Anfang an mitgenommen.
Die Krisenprävention ist ohnehin eine Alltags-Aufgabe der internen Kommunikation, in der sie Motivation, Identifikation und Reputation des Unternehmens hegt und pflegt. Die daraus resultierende Loyalität ist das Reservoir, aus dem während der Krise geschöpft werden kann.