Oft werden Berater gerufen, wenn es bereits lichterloh brennt und der Dachstuhl einzustürzen droht. Ein Projekt ist gescheitert, Mitarbeiter genervt und die, die den Hut aufhaben, sind ratlos. An die Wand gefahrene Pläne gehören zum Arbeitsalltag, aber kaum jemand spricht darüber. Dabei ist genau das der erste Schritt, um Glaubwürdigkeit wiederherzustellen und Fahrt für einen Neuanfang aufzunehmen. Klar, Scheitern einzugestehen fällt niemandem leicht. Schon gar nicht, wenn bereits zu viel Geld ausgegeben wurde und zu viel Zeit verstrichen ist.
Scheitern ist nicht gleichbedeutend mit schlechter Arbeit. Viele Projekte werden technisch perfekt durchgeplant. Im Projektmanagement besteht eine mechanische Vorstellung davon, wie das Ergebnis innerhalb der Organisation funktionieren soll. Wie wichtig der Mensch ist, wenn es gut werden soll, das bleibt zu oft außen vor. Auch die bestehende Unternehmenskultur ist enorm einflussreich: Die ändert sich nicht durch ein neues Tool, zum Beispiel ein neues und schickes Intranet, sondern durch veränderte Verhältnisse. Sie ist das Normalnull des Unternehmens, die Bezugsgröße allen Handelns.
Zurück auf Los und Flucht nach vorn
Wenn etwas schief läuft, geht die Welt nicht unter, aber es sollte intern kommuniziert werden – richtig und richtig gut. Die Interne Kommunikation kann die Kollegen an diesem Punkt an die Hand nehmen. Wer Verbocktes ehrlich, authentisch und nahbar kommuniziert und öffentlich seine Lehren zieht, gewinnt die Chance auf einen Neuanfang. Im Gegensatz zur PR, sollte die IK nicht auf Hochglanz reden. Offenheit ist die einzige Währung, die bei den Kollegen dann noch zählt. Und mal ehrlich: Es merkt doch ohnehin jeder, was los ist.
Erster Reflex, nach dem Motto „Viel hilft viel“ ist meist, dass wir einfach noch mehr von dem tun, was bisher getan wurde. Scheint Sinn zu machen, vor allem, wenn man schon viel investiert hat. Ist aber keine gute Idee, denn – und da sind wir uns doch einig – es muss anders werden.
Fünf erste Schritte, bei der die IK gut unterstützen kann:
- Gehen Sie auf Ursachenforschung und setzen Sie dort an. Stimmte die Richtung nicht oder gab es nur ein paar falsche Abzweigungen?
- Kochen Sie nicht im eigenen Saft, sondern fragen im Kollegenkreis, was diese gerne gesehen oder gebraucht hätten: „Wie können wir es beim nächsten Mal besser machen?“.
- Fangen Sie Frustrationen auf, indem Sie ihnen Raum geben. Nur so bekommt der zweite Anlauf eine realistische Chance. Eine Fuckup Night, zu der alle ihre besten Pleiten mitbringen, könnte ein Format dafür sein.
- Setzen Sie das Projekt neu auf, egal wieviel sich ändert. Ein Neustart muss auch danach aussehen, zum Beispiel durch ein neues Logo, einen neuen Raum oder sogar neue Kollegen im Team.
- Eine sachliche Selbstkritik ist richtig, aber auch etwas Humor im Umgang mit dem Scheitern kann Wunder wirken.
Natürlich geht es nicht darum, das Scheitern zu feiern, aber die Tür zu einer offenen Fehler- und einer mutigen Lernkultur im Unternehmen zu öffnen. Nur in solch einem Umfeld zeigen Menschen Initiative, wagen Neues und schöpfen ihr Potenzial voll aus.
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