(Eine Glosse)

Tritt ein neuer CEO seinen Job an und folgt er auf eine extrem starke und beliebte Vorgängerin, dann sollte er sich beraten lassen. Denn unter diesen mächtigen Vorzeichen ein eigenes Profil herauszuarbeiten, bedarf einiger Planung.

Vor kurzem wurde der neue britische König gekrönt. Kaum eine Nachwuchskraft, ob königlich oder nicht, hat wohl so lange auf eine Beförderung warten müssen, wie er. Hätte das britische Königshaus bei uns um eine Führungskräftepositionierung nachgefragt, hätten wir wahnsinnig gern eine exklusive und individuelle CRIII*-Strategie für ihn entwickelt.

Ein kurzer Blick zurück

Der heutige König war früher ein ziemlicher Charmeur, Ziel seines Interesses nicht ausschließlich seine Gattin. Es gab das „Tampon-Gate“, ein publik gewordenes sehr privates Telefonat mit sehnsüchtig-leidenschaftlich-pikantem Inhalt. Könige sind auch nur Menschen. Sehr verliebte, bisweilen.

Als Vater wirkt er unauffällig, als Prinz fleißig und integer, Philipp der Mensch ist der Nachhaltigkeit verschrieben. Schon als junger Mann hat er sich für Ökologie engagiert. Was bis vor einigen Jahren recht kauzig wirkte, ist heute ein echter Pluspunkt und für das künftige Profil gut nutzbar. Bei seinen Begegnungen mit seinen Stakeholdern gibt er sich nahbar, interessiert und sympathisch. Das macht Boden gut. Aber dann, kurz nach dem Tod von Königin Elisabeth, diese unwirsche Szene mit dem klecksenden Füller. Menschlich allemal.

Das Bild heute

Der junge Naturschützer in Gummistiefeln von einst ist alt geworden, mittlerweile mehrfacher Großvater. Alles in allem keine aussichtslose, aber auch keine einfache Voraussetzung für eine erfolgreiche Positionierung als König eines Landes mit Visionen für eine schwierige Zukunft.

Denn auch die Umstände im Königreich sind widrig, der Change im Land ist im vollen Gange. Der Brexit hat Großbritannien in eine wirtschaftliche Schieflage rutschen lassen. Große Teile der Gesellschaft hat existenzielle Probleme, während die Monarchie Millionen Pfund verschlingt. Nicht wenige rufen „Not my King“ und im Commonwealth streben die Länder nach Unabhängigkeit von der Krone. Wo sehen wir seine Chancen in dieser Gemengelage?

Schauen wir nach vorn: Wofür steht der König?

Wir können ihn leider nicht fragen, wie er zukünftig wahrgenommen werden möchte, also antizipieren wir und setzen auf Verbindung, Zusammengehörigkeit, Stolz. Wenn er jetzt das Land zusammenhalten will, dann muss er seine Stärken voll einsetzen. Er kann gut mit Menschen, geht unbefangen auf sie zu, er kann bodenständig sein, ohne sich anzubiedern. Seine Steckenpferde, der Klimaschutz, die Ökologie, die Landwirtschaft, kann er gut ins Rennen schicken und vom Hobby zur Profession entwickeln. Damit wird er insbesondere junge Menschen für sich gewinnen können. Für den Glam-Faktor, der sicherlich einer der wichtigsten Identifikationspunkte ist, hat er Kate und William. Da sollte er gar nicht erst versuchen mitzuhalten. Das Andenken an die Queen muss er in Ehren halten, aber auch den Mut haben, sein eigenes Profil mit seiner eigenen Agenda zu entwickeln. Seine Zielgruppe ist riesig, sehr divers und unabhängig. Die Monarchie ist nur noch ein stumpfes Schwert, aber immerhin eine Konstante in Zeiten andauernder Veränderung.

Zu welchen (kommunikativen) Maßnahmen würden wir ihm raten?

  • Weniger ist mehr. In Gummistiefeln und Wachsjacke macht der König eine gute und kompetente Figur. Seine Auftritte sollten eher Hands-on-Charakter haben.
  • Auch wenn Reisen anstrengt – den „Not my King“-Rufen sollte er mit „This is my Country“-Besuchen im ganzen Land begegnen. Was bewegt die Menschen? Welche Sorgen und Nöte haben sie? Damit würde er eine Lücke füllen, mit der die Politik sich oft schwer tut.
  • Von diesen Begegnungen und Erfahrungen würde er viel Erzählstoff mitbringen. Wir empfehlen ihm einen Podcast in Interviewform, in dem er diese Geschichten erzählt und die Menschen im Land verbindet. Er wird die Stimme des Volkes. Immerhin haben Radio-Ansprachen als Vorläufer von Podcasts eine große Tradition in der königlichen Familie. Wir können ihn nicht fragen, ob er sich mit so einem Format wohlfühlen würde, sind uns aber sicher, dass es recht gut passen könnte. Seine Enkel, Kinder und Vertrauten wären gern gehörte Gäste in seinem Format.
  • Die Charity-Projekte kann er seiner Frau und dem Thronfolger-Paar überlassen, genauso die glamourösen Auftritte in großer Robe.

Dies wären unsere ersten Empfehlungen. Wahrscheinlich bekäme er im Nu eine enorme Reichweite und damit auch starke Werbepartner. Das Projekt hat das Potenzial zur Goldgrube, was die britischen Steuerzahler*innen sogar entlasten würde. Dann noch ein paar Schlösser verkaufen und so die Ausgaben in den Griff kriegen. Zack – CRIII* wäre finanziell unabhängig und DAS, wäre eine ganz neue und einzigartige Position der Monarchie.

 

*Charles Rex III – König Charles III

 

Bild: Midjourney