In Führungsmeetings und Transformationspapieren hat diese Zahl längst Einzug gehalten. Sie taucht überall auf, wo über Motivation, Sinn und Zukunftsfähigkeit gesprochen wird. Doch vielleicht liegt die eigentliche Erkenntnis nicht in der Zahl – sondern darin, wie wir sie erheben.

Gallup übersetzt seine Fragen in viele Sprachen. Mit großem Aufwand und methodischer Sorgfalt. Trotzdem bleibt etwas auf der Strecke: der Ton, der Kontext, das, was nicht gesagt wird – aber mitgemeint ist, die Umgebung.

Im Norden eher kühl?

Wie Menschen auf Fragen reagieren, ist nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell geprägt. In einigen Regionen antworten Befragte eher schlicht und zurückhaltend, in anderen eher ausführlich und leidenschaftlich. Und so sagt dieselbe Zahl manchmal etwas ganz anderes aus.

Und selbst innerhalb eines Unternehmens können Bedeutungen verrutschen. Viele Menschen fühlen sich womöglich sehr wohl mit ihrer Arbeit – sagen es aber anders. Leiser. Zögerlicher. Manchmal gar nicht. Wer diese Zwischentöne nicht hört, bekommt ein schiefes Bild.

Man spricht deutsch. Oder nicht?

Nein? Warum eigentlich nicht? Wir verraten es: „Layoff“ klingt harmloser als „Kündigung“. „Transformationsdruck“ klingt ambitionierter als „Erschöpfung“. Und „People & Culture“ ist moderner, aber nicht automatisch glaubwürdiger als „Personalabteilung“. Fakt ist: die Sprache, die wir wählen, schafft entweder Nähe – oder neue Distanz.

Gerade deshalb ist Sprachkompetenz heute kein nice-to-have Skill mehr, sondern eine zentrale, notwendige Fähigkeit. Wer führen will, muss sich mitteilen können. Und hören, was nicht gesagt wird. Sprache kann verbinden – oder abschrecken. Und das entscheidet oft darüber, ob ein Team wirklich mitgeht oder nur noch mitläuft.

In der Praxis heißt das: Führung darf nicht nur senden, sie muss auch mit einem offenen Visier in Gespräche gehen und den feinen Tönen nachspüren können.

Vielleicht ist das genau die Kunst: Nicht nur zu wissen, wie man spricht – sondern zu spüren, was gesagt werden muss. Und dann zu erkennen, wann das Schweigen keine regionale Eigenheit, sondern eigentlich ein Hilferuf ist.